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Holzwurm? Gibt´s nicht.

Holzwurm, Holzzerstörende Insekten, Anobien, Nagekäfer, Splintholzkäfer, Hausbock

Häufig wird im Volksmund vom „Holzwurm“ gesprochen, der unsere Holzkonstruktionen bewohnt und schädigt. Doch es sind keine Würmer, es sind die Larven Holz zerstörender Insekten, welche die Schäden am Holz verursachen. Sie unterscheiden sich in ihrer Größe, der Art des bevorzugten Holzes und der Tiefe und Form ihrer Fraßgänge. Die Larven wachsen aus den Eiern, welche die Fluginsekten / Käfer in Ritzen, Rillen und Holzfugen ablegen. Während ihrer Entwicklung zum flugfähigen Insekt fressen sie sich durch das Holz, wobei Gänge entstehen. Abschließend verpuppen sie sich und fliegen am Ende ihrer Lebensphase im Holz als Käfer aus. Zurück bleiben die Löcher an der Oberfläche, die uns den Insektenschaden anzeigen und die Fraßgänge im Holz.

Doch welche Holz zerstörenden Insekten finden wir an unserem Bauholz?

Hausbock

Der Hausbock (Hylotrupes Bajulus [L.]) bevorzugt beispielsweise frisches Splintholz der Nadelhölzer. Die Larven ernähren sich von Eiweißen im Splintholz. Kernhölzer werden gemieden. Das Larvenstadium dauert i.d.R. 3-10 Jahre. Der Hausbock mag im Allgemeinen nährstoffreiches, frisches, bis 30 Jahre altes Holz. Bei über 60 Jahre alten Hölzern ist die Larvenentwicklung rückläufig. Vereinzelt wurde Lebendbefall auch noch bei 150 Jahre alten Hölzern festgestellt, i.d.R. wird jedoch davon ausgegangen, dass bei mehr als 80-100 Jahre altem Holz Hausbockbefall keine umfangreiche Neuschädigung hervorruft. Hausbocklarven bevorzugen wärmere Temperaturen und lieben Dachböden oder warme Südseiten.

Anobien

Als der häufigste im Gebäude vorkommende Holz zerstörende Käfer gilt der Nagekäfer (Anobiidae / Anobium Punctatum De Geer, syn. A. striatum) Nagekäfer gehören wie der Hausbock zu den Trockenholzinsekten. Die Insekten können ihren gesamten Lebenszyklus und durch wiederholte Eiablagen auch mehrere Lebenszyklen im Holz verbringen. Nagekäfer befallen sowohl Laubhölzer als auch Nadelhölzer, wobei das weichere Splint- und Frühholz bevorzugt wird. Das härtere Spätholz bleibt lamellenartig stehen. Die Larven des Gewöhnlichen Nagekäfers ernähren sich vor allem von der Cellulose des Holzes und Eiweißen. Die Fraßgänge verlaufen unregelmäßig und sind locker mit Bohrmehl und Kot gefüllt. Die Eiablage erfolgt in alten Bohrlöchern, Rissen und Spalten des Holzes.

Die Entwicklungszeit des Käfers ist abhängig vom Nahrungswert und den Klimabedingungen im Holz. Sie beträgt zwischen 2 und 8 Jahren. Das Temperaturoptimum für die Entwicklung der Nagekäferlarven liegt bei 22-23°C, wobei Holzfeuchten zwischen 20-80% und damit die kühleren, feuchten Orte im Haus bevorzugt werden. In zentralbeheizten, trockenen Räumen normaler Luftfeuchte, in denen die Hölzer lediglich Holzfeuchten von 10-12% aufweisen, hört das Larvenwachstum gewöhnlich auf. Die für einen Befall charakteristischen kreisrunden, 0,7-2mm weiten Löcher im Holz entstehen beim Ausflug der geschlüpften Käferjungtiere im Mai-Juli.

Bei Insektenschäden ist immer zu prüfen, ob ein Lebendbefall vorliegt, bevor über Bekämpfungsmaßnahmen nachgedacht wird. Hinsichtlich der Bekämpfung wird nach DIN 68800-4 beim Hausbock zunächst das mechanische Entfernen / Bebeilen der Splintholzbereiche vorgesehen. Restquerschnitte sind hierbei auf ihrer Tragfähigkeit zu prüfen.

Anobien oder Splintholzkäfer können mit Heißluft bekämpft werden. Hierbei werden alle Lebensstadien eines aktiven Insektenbefalls durch hohe Temperaturen abgetötet. Hierfür müssen die befallenen Hölzer auch im Querschnittsinneren auf Temperaturen über 55 °C erwärmt werden. Die Temperaturen müssen mind. 48 h auf dieser Temperatur gehalten werden. Die Heißluftbehandlung bekämpft, kann aber keinem Neubefall vorbeugen. Monitoring hilft, Insektenschäden oder bei festgestellten Schäden die Aktivität festzustellen.

Feuchtholz-/Faulholzinsekten

Neben den Trockenholzinsekten gibt es auch Feuchtholz-/Faulholzinsekten

Sie befallen feuchte und durch Fäule vorgeschädigte Hölzer. Zu den häufigsten Vertretern zählen in Deutschland der Trotzkopf (Hadrobregmus pertinax) und der bunte / gescheckte Nagekäfer (Xestobium rufovillosum). Beide Insektenarten weisen Ausflugslöcher mit Durchmessern zwischen 2 – 4 mm auf.

Wenn Faulholz im Konstruktionsholz festgestellt werden, ist es für das Holz bereits zu spät, es ist i. d. R. aufgrund der Fäuleschäden nicht mehr tragfähig und muss zurückgebaut und ersetzt werden. Langanhaltende Feuchten, die Fäulen entstehen lassen, sind hier vorbeugend zu vermeiden.

Frischholzinsekten

Im Wald treffen wir an frisch eingeschlagenen Hölzern auf Schäden durch Frischholzinsekten.

Sie befallen das Holz lebender oder noch saftfrischer, gefällter Bäume oder lagerndes Holz. Häufig werden Bäume bereits im Wald bzw. unmittelbar nach dem Fällen, im Wald lagernd, befallen. Die Eiablage erfolgt im berindeten Holz. Die weitere Entwicklung der Insekten kann häufig auch nach Einschlag und Verbau des Holzes noch erfolgen. Es können, je nach Insektenart und Lebensbedingungen, ein bis mehrere Jahre vergehen, bis das Insekt vollständig entwickelt ist. Eine Weiterverbreitung im trockenen, entrindeten Holz ist nicht möglich. Zu den Frischholzinsekten werden z. B. der Veränderliche Scheibenbock, der Rote
Scheibenbock, der Grubenhalsbock sowie weitere Bockkäfer-, Borkenkäfer- oder Holzwespenarten gezählt.

Quellen:

Kempe, K.: Holzschädlinge: Vermeiden, erkennen, Bekämpfen. 3. Aufl. Berlin: HUSS-Medien GmbH, 2004

Noldt: Holzzerstörende und holzbewohnenden Pilze, Insekten und Meerestiere. In: Binker, u.a.: Praxis Handbuch Holzschutz, Köln: Rudolf Müller, 2014

DIN 68800-4: Holzschutz: Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen Holz zerstörende Pilze und Insekten, Ausgabe 2020

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