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Grüne Fassaden? Algenbewuchs: Mangel oder förderfähiger Klimaregulator?

Positives vorneweg: Algen schädigen Ihre Fassade nicht. Ein Algenbewuchs ist für sich allein auch nicht als baulicher Mangel zu werten, sondern zunächst eine Folge von Umweltbedingungen, es sei denn, er lässt sich auf bauliche Mängel zurückführen.

Tritt er jedoch bereits kurze Zeit nach einem neuen Fassadenanstrich auf hellen Fassaden auf, wurde er in der Vergangenheit häufig als unschön empfunden.

Wodurch kommt es zum Algenbewuchs auf Fassaden?

Die Voraussetzung für ein Algenwachstum sind länger anhaltende Feuchten. Hier kann bereits die Ausrichtung nach Norden oder Westen und ein Standort in einer Senke, nah an hohem Bewuchs oder an Gewässern in schattiger Lage Algenwachstum begünstigen. Diese Bauteilflächen kühlen gegenüber der Außenluft vermehrt aus und lassen Tauwasser entstehen. Die längsten Phasen der Taupunktunterschreitungen liegen [1] zufolge im Zeitraum zwischen August bis Mitte Oktober, d. h. unabhängig von Heizperioden und dem Verbau von Wärmedämmverbundsystemen vor.

An anderen Bauteilflächen können jedoch während der Heizperiode Taupunktunterschreitungen an Außenflächen durch verminderte Oberflächentemperaturen durch funktionstüchtige Wärmedämmverbundsysteme entstehen.

Hinzu kommen weitere bauliche Ursachen wie fehlende Dachüberstände oder Tropfkanten oder langsam trocknende Oberflächenbeschichtungen, die Fassadenoberflächen stärker und langanhaltender auskühlen lassen.

Sind Biozide eine gute Lösung?

Lange Zeit halfen Biozide, Algenbewuchs zu entfernen oder vorbeugend eine gewisse Zeit lang zu vermeiden. Häufig wurden hierfür Fassadenanstriche biozid ausgestattet. Mittlerweile wächst das Bewusstsein, dass Biozide in Fassadenfarben auch nicht gesund für Mensch und Umwelt sind.

Biozide werden mit dem Regen ausgewaschen und gelangen in den Boden und das Grundwasser. Dort mindern sie die Wasserqualität und können zur Gefahr für Tiere werden.

Der Einsatz von Bioziden ist daher auf ein notwendiges Minimum zu beschränken, bzw., wenn möglich, ganz zu vermeiden. Sie erkennen Biozide an den Bezeichnungen „Filmgeschützt“, „Filmschutzmittel“, „F“ oder den Wirkstoffen Diuron, Terbutryn, Zinkpyrithion, Carbendazim im Sicherheitsdatenblatt. Das Umweltbundesamt hat Entscheidungshilfen zur Vermeidung von Bioziden veröffentlicht. Auch die Maler reagieren in Informationsblättern an Maler und Kunden.

Wie kann Algenbewuchs ohne Biozide vermieden oder hinausgezögert werden?

Eine regelmäßige Instandhaltung der Fassade z. B. durch einfache mechanische Reinigungen können das Risiko eines Bewuchses reduzieren.

Eine erhöhte Wärmespeicherfähigkeit der Oberflächenschicht der Fassaden hilft ebenfalls, Wärme des Tages länger zu speichern und damit Auskühlungen zu verzögern. Das kann z. B. durch dickere Außenputze bewirkt werden.

Zudem sollte für eine zügige Abtrocknung der Fassadenflächen nach Befeuchtung gesorgt werden. Hier helfen Dachüberstände und ausreichende Tropfkanten und -abstände. Sie bieten Witterungsschutz und halten Teile der Fassade dauerhafter trocken. Zudem muss geschaut werden, dass Spritzwasser reduziert wird und Wasser z. B. durch gute Gefälleausbildungen vom Gebäude weggeleitet wird. Zudem weisen unterschiedliche Putze ein unterschiedliches Trocknungsverhalten auf.

Darüber hinaus helfen mineralische, silikatische Anstriche und Putze gegen Algen. Mineralische Anstriche wittern beispielsweise durch Kreiden ab, wodurch Algenbewüchse ebenfalls abgetragen werden. Hohe Alkalität wirkt ebenfalls hemmend auf ein Algenwachstum, jedoch reduziert sich die Alkalität mit der Zeit. Zudem bieten sie Algen keine Nährstoffe. Sie wirken darüber hinaus hydrophil, d. h. Wasser wird aufgenommen und die Oberflächen trocknen schneller ab.

Darüber hinaus gibt es weitere Ideen in der Entwicklung, wie Algenbewuchs z. B. durch lichtaktive / photokatalytische Beschichtungen, selbstreinigenden Lotuseffekt, Nutzung von Nanotechnologien vermieden werden kann, deren langfristiges Funktionieren jedoch noch nicht allgemein bestätigt und anerkannt ist.

Algenbewuchs als Klimaregulator?

Ändert wir jedoch die Perspektive, so ist Algenwachstum auf städtischen Bauteiloberflächen ggfs. im Hinblick auf ihre CO2-Speicherfähigkeit und Klimaregulierung zukünftig ein Mehrwert zuzuschreiben. Forschungsprojekte zu deren Funktion und Einsatz an Fassaden laufen derzeit. Unter verändertem Blickwinkel wird eine Algen-Patina ggfs. zukünftig nicht nur einfacher hinzunehmen sein, sondern ggfs. sogar gefördert. [1]

[1] Zukunft Bau; BBSR-Online Publikation (Hrsg.); Prof. Zöller; Abel, Liebert; Sous: Hinzunehmende Unregelmäßigkeiten, 11/2024

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